Therapeutisches Cannabis, erste Schritte für Versuche in Frankreich

Lange erwartet und von einigen Ärzten und ihren Patienten gefordert, stehen Versuche mit therapeutischem Cannabis in Frankreich kurz bevor. Wer kann davon profitieren und wie erfolgen die Auswertungen?
Therapeutisches Cannabis in Frankreich, wo stehen wir?
Die Nachricht weckte die Begeisterung vieler Patientenorganisationen. Am 11. Juli gab die ANSM (National Agency for the Safety of Medicines) tatsächlich ihre Zustimmung zu therapeutischen Versuchen mit Cannabis.
In Frankreich hat das Zaudern der Behörden bisher zu grotesken und absurden Situationen geführt. Viele Patienten umgingen die geltenden Rechtsvorschriften und das Fehlen medizinischer Behandlungen mit Cannabinoiden, um sich besser zu fühlen oder ihre medizinische Behandlung besser zu ertragen.
Es muss gesagt werden, dass unser Land in diesem Bereich hinterherhinkt. Die medizinische Verwendung von Cannabinoiden und ihren Derivaten ist in der Tat in den meisten europäischen Staaten erlaubt. Ihre gesundheitlichen Vorteile werden zunehmend für die Behandlung von Schmerzen im Zusammenhang mit bestimmten, insbesondere neurologischen Erkrankungen anerkannt. Die WHO hat daher kürzlich den potenziellen therapeutischen Nutzen von Cannabis anerkannt und beschlossen, das Molekül nicht mehr im Weltarzneibuch einzustufen.
Uns schließlich wurde mit dem Änderungsantrag des Abgeordneten Olivier Véran, der darauf abzielt, den geplanten Versuch in den Haushalt der Sozialversicherung aufzunehmen, gerade ein neuer Schritt unternommen. Etwa 3.000 Personen sollen an dem Versuch teilnehmen können.
Für wen und wie?
Nicht alle Patienten werden von diesem Versuch profitieren können. Er ist in der Tat auf eine Liste von zuvor festgestellten Krankheiten oder Schmerzen beschränkt, gegen die die derzeitigen Behandlungen unwirksam sind: neuropathische Schmerzen, bestimmte Epilepsien, Nebenwirkungen von Krebsbehandlungen (Übelkeit, Erbrechen usw.), schmerzhafte Spastik in Verbindung mit bestimmten neurologischen Pathologien (z.B. Multiple Sklerose). Die Verschreibung von therapeutischem Cannabis erfolgt daher als letztes Mittel, wenn alle anderen Behandlungen versagt haben. Die Auswahlkriterien für die Teilnehmer an den getesteten Behandlungen basieren zudem auf einer Schätzung des erwarteten Nutzens unter Berücksichtigung der «Schwere der Störung». Schwangere sind von dem Versuch ausgeschlossen.
Außerdem konzentriert sich die Evaluation ausschließlich auf bestimmte Formen von Cannabis. Getestet werden getrocknete Blüten und sehr schnell wirkende Öle. Andere Formen mit längerer Wirkung, wie trinkbare Lösungen und Ölkapseln, werden ebenfalls untersucht.
Der Zeitplan für die Umsetzung
Zum Ausgleich einer Verzögerung, die von potenziellen Patienten und ihren Ärzten immer weniger toleriert wird, verfolgt der Versuch mit therapeutischem Cannabis ehrgeizige Ziele. Die staatlichen Behörden legen nach!
Der Start des Versuchs ist für Anfang 2020 geplant. Er soll zwei Jahre dauern und umfasst 4 Phasen zu je 6 Monaten. In einem ersten Schritt ist geplant, den Versuch vorzubereiten und Patienten darin einzuschließen. Letztere müssen sich zunächst nicht mit ihren üblichen medizinischen Kontakten auseinandersetzen. Der Versuch basiert zunächst auf einem Netzwerk von ehrenamtlichen Fachärzten, die in multidisziplinären Referenzzentren arbeiten. Diese Spezialisten werden über E-Learning-Plattformen geschult, um die Primärverschreibung vorzunehmen. Sobald die Behandlung des Patienten steht, kann sein behandelnder Arzt übernehmen. Auch dürfen die Medikamente zunächst nur von den Apotheken der spezialisierten Gesundheitseinrichtungen abgegeben werden, bevor die städtischen Apotheken dazu ermächtigt werden. Im letzten Versuchsjahr wird man sich der Patientennachsorge und der Erhebung statistischer Daten widmen. Ein wissenschaftlicher Ausschuss muss dann das Ganze auswerten und einen schriftlichen Bericht erstellen. Steht eine Änderung der Rechtsvorschriften bevor?
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