Cannabinoide, die Therapie der Zukunft gegen Zittern?

Cannabinoide, die bereits für ihre Wirkung auf das Endocannabionoid-System bekannt sind, sollen auch auf bestimmte Zellen im Rückenmark wirken. Laut einer dänischen Studie könnten Cannabinoide so vor allem krankhaftes Zittern (Tremor) lindern. Ein neues Anwendungsgebiet, das sich als erfolgversprechend für medizinisches Cannabis erweisen könnte.
Was ist krankhaftes Zittern?
Krankhaftes Zittern äußert sich in Form von unbeabsichtigten, unkontrollierten Bewegungen, die oft in chronischer Form an den Armen, den Beinen oder dem Kopf auftreten. Davon betroffene Menschen können bei ihren Alltagsverrichtungen und sogar beim Gehen Probleme haben. Ihre Lebensqualität und oft auch ihr Selbstvertrauen sind meist stark beeinträchtigt.
Das Zittern kann ganz unterschiedliche Ursachen haben: Traumata, neurologische oder neurodegenerative Erkrankungen (wie Multiple Sklerose) etc. Oft sind Rückenmarksverletzungen beteiligt. Alle unsere beabsichtigten und unbeabsichtigten Bewegungen gehen in der Tat vom Rückenmark aus. Sie gehen auf die Aktivität von motorischen Neuronen zurück, die die Muskelkontraktionen auslösen. Wenn diese Neuronen nicht normal arbeiten, können sie widersprüchliche Signale an den Organismus senden, die sich in unkontrolliertem, unbeabsichtigtem Zittern äußern. Eine Studie hat kürzlich gezeigt, dass Cannabinoide im Rückenmark wirken und krankhaftes Zittern reduzieren können.
Cannabinoide und Rückenmark, eine innovative Studie
Die Neurowissenschaftliche Abteilung der Fakultät für Medizinwissenschaften und Gesundheit der Universität Kopenhagen hat vor kurzem in der Zeitschrift Nature Neuroscience eine Studie publiziert, die an Mäusen durchgeführt wurde, welche an unbeabsichtigten Bewegungen ihrer Gliedmaßen litten.
Während die meisten Studien zu CBD und anderen Cannabinoiden sich hauptsächlich auf die Wirkung dieser Moleküle auf das Endocannabinoid-System konzentrierten, untersuchten die Wissenschaftler in dieser Studie die biologischen Mechanismen, die auf Ebene des Rückenmarks beteiligt sind. Die Wissenschaftler injizierten das Cannabinoid WIN55 212-2 ins Rückenmark. Danach stellten sie eine Aktivierung der Astrozyten fest, die mehr Neurotransmitter wie Adenosin freisetzten. Das Zittern bei den Mäusen ließ nach. So hat die Studie gezeigt, dass Cannabinoide dank ihrer Wirkung auf Sternzellen im Rückenmark eine Abschwächung der unbeabsichtigten Zitterbewegungen, unter denen die behandelten Mäuse litten, erlaubten.
Wie wirken Cannabinoide im Rückenmark?
Astrozyten sind spezialisierte sternförmige Zellen im Rückenmark. Sie haben die Aufgabe, Informationsweitergabe zu erleichtern, indem sie die Zirkulation der Neurotransmitter fördern. Laut den dänischen Forschern soll durch Injizieren von Cannabinoiden in der Wirbelsäule eine Aktivierung der Astrozyten möglich sein, die daraufhin mehr Transmitter wie Purine oder Adenosin freisetzen sollen. Diese Freisetzung von Metaboliten soll eine bessere Zirkulation der Neurotransmitter fördern. Und dies wiederum soll die Nerventätigkeit beruhigen und das damit verbundene unkontrollierte Zittern reduzieren.
Cannabinoide und die Behandlung von krankhaftem Zittern
Die Forschung steht zwar noch ganz am Anfang, aber die Studien der dänischen Wissenschaftler lösen viel Hoffnung bei den Betroffenen und in der Welt der Medizin aus. Die Entdeckung von Cannabinoid-Rezeptoren im Rückenmark eröffnet neue Einsatzmöglichkeiten für medizinisches Cannabis. Cannabinoide könnten sehr gezielt eingesetzt werden, um Patienten Erleichterung zu schenken, die an beeinträchtigendem Zittern leiden, ohne Nebenwirkungen bezüglich der kognitiven Fähigkeiten und vor allem des Gedächtnisses zu verursachen. Alleine in den USA leiden über 200.000 Menschen im Jahr an krankhaftem Zittern.
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